Drei Bundesländer, fünf Landkreise, 222 Stempel. Das ist die Harzer Wandernadel (HWN) quasi in Kurzform. Wobei die Wandernadel mehr ist als eine bloße Jagd auf Stempel. Selbst Harzer lernen ihre Heimat besser kennen. Denn diese 222 Stempel verteilen sich im ganzen Harz bis auf 1.141 Meter Höhe.
Viele der HWN Stempelstellen finden sich an bekannten Wanderwegen. Etwa am Harzer-Hexen-Stieg quer durch den Harz. Oder am Teufelsmauerstieg von Blankenburg bis Ballenstedt. Ebenso am Harzer Baudensteig im Westharz, der auch ein eigenes Wanderabzeichen bietet. Oder am Karstwanderweg am Rande des Südharzes. Andere Stempel sind an tollen Aussichtspunkten aufgestellt. Etwa an der Leistenklippe, am Ottofelsen oder auf dem Torfhaus. Wieder andere Stempel sind direkt an Waldgasthöfen wie die Steinerne Renne, die Plessenburg, Todtenrode oder dem Rinderstall postiert. In den Alpen würde man zu diesen wohl Hütten sagen.
Jagd auf Stempel: Quer durch den Harz
Die Harzer Wandernadel eröffnet dem Wanderer somit viele neue Eindrücke. Auch ich als Blankenburger lerne den Harz mit ganz anderen Augen kennen. Mit Wanderpass und Wanderkarten geht es kreuz und quer durch den Harz. Entlang an Talsperren, Teichen und Bächen. Die Ruinen vieler alter Ritterburgen locken ebenso wie Schlösser. Dazu kommen alte Bergwerkstollen, Höhlen und Naturdenkmäler wie die Hohle Eiche.
Unzählige Rastplätze und Schutzhütten laden zu einer kleinen Vesper ein, die durchaus nötig wird. Denn die Wanderwege im Harz zählen rund 8.000 km. So mancher Wanderschuh überlebt die wohl nicht. Wer schließlich alle 222 Stempel der Harzer Wandernadel geschafft hat, darf sich Harzer Wanderkaiser nennen. Das erste Abzeichen gibt es sogar schon bei 8 Stempeln. Familien mit Kindern möchte die Wandernadel ebenfalls animieren. Kinder bis elf Jahre werden daher zu Wanderprinzessin oder Wanderprinz geadelt.
- 8 Stempel: Harzer Wandernadel in Bronze
- 16 Stempel: Harzer Wandernadel in Silber
- 24 Stempel: Harzer Wandernadel in Gold
- 50 Stempel: Harzer Wanderkönig
- 111 Stempel: Harzer Steiger (inkl. 22 Bergbau-Stempel)
- 222 Stempel: Harzer Wanderkaiser
- 11 Stempel: Harzer Wanderprinz und Wanderprinzessin
Hoch hinaus: Auf Goethes Spuren zum Brocken
Neben den Wandernadeln gibt es außerdem noch ein paar Themennadeln. Etwa die Wandernadel „Goethe im Harz“. Goethe dürfte wohl jedem Leser als einer der größten deutschen Dichter bekannt sein und hat im Harz viele Spuren hinterlassen. Denn Johann Wolfgang von Goethe war nicht nur Dichter. Sondern auch Naturgelehrter. Goethe forschte in der Geologie, der Optik, der Botanik oder der Zoologie. Auch im Harz.
Am 10.12.1777 wagte Goethe vom Torfhaus aus seinen ersten Aufstieg auf den Brocken. Mitten im Tiefschnee wohlgemerkt. Damals gab es natürlich noch keine Wandernadel. Ja nicht einmal feste Wanderwege. Trotzdem erinnert heute „Goethe im Harz“ an den großen Dichter. Ebenso wie der rund acht km lange Torfhaus-Brocken-Weg. Dieser wird heute zur Erinnerung an einen der Großen deutscher Dichtkunst Goetheweg genannt. Außerdem wurde eines der Hochharzmoore auf dem Weg „Goethemoor“ getauft. Der Goetheweg führt aber nicht nur vom Torfhaus zum Brocken. Sondern wandelt mit 28 Stempel quer durch den Harz auf Goethes Spuren entlang. Ein anderer Weg zum Brocken (von Ilsenburg) ist übrigens der Heinrich-Heine-Weg.
Harzer Fernwanderwege: Hexen-Stieg & Grenzweg
Zwei weitere Sonderabzeichen sind der Harzer Hexenstieg (20 Stempel) und der Harzer Grenzweg (20 Stempel). Der Harzer Hexen-Stieg führt knapp 100 km von Osterode über den Brocken bis nach Thale. Dort findet der „Stieg“ mit dem wilden Bodetal seinen Abschluss. Wer mag, kann den Harzer Hexenstieg ebenso auch „andersrum“ wandern.
Nur 75 km misst der Harzer Grenzweg. Der Name verrät es schon. Der Harzer Grenzweg folgt immer der alten deutsch-deutschen Grenze. Oder eben dem „Grünen Band“. Daher geht der Harzer Grenzweg stetig bergan zum Brocken hinauf und vom „Blocksberg“ stetig wieder bergab. Die deutsch-deutsche Grenze ist bis heute zu sehen. Der Weg ist über weite Strecken mit den typischen Betonplatten „gepflastert“. Diesen nutzten die Grenzer der DDR zur Patrouille.
222 Stempel: Erfunden haben’s die Blankenburger
Die Stempel werden in einem Wanderpass gesammelt. Zur Übersicht bietet die HWN außerdem Begleithefte an. „Erfunden“ hat die Wandernadel der Blankenburger Verein „Gesund älter werden im Harz e.V.“. Gestartet wurde die Idee 2004. Seither ist das System auf die heutigen 222 Stempel gewachsen. Mehr sollen es nicht werden. Dafür wurde aber schon so mancher Stempel getauscht.
Das System der Harzer Wandernadel ist jedenfalls in Deutschland von seiner Größe ein Unikat. Trotzdem wurde 2014 schon der 2.500ste Kaiser gekrönt. Selbst ein US-Kaiser tummelt sich im hiesigen Adel. Und wie wirst auch du Wanderkönig oder gar Wanderkaiser?
So machst du bei der Harzer Wandernadel mit
Zuerst besorgst du dir einen Wanderpass. Den bekommst du in den meisten Harzer Touristik- und Kurinformationen. Außerdem in etlichen Harzer Hotels und Pensionen. Oder direkt online im Shop der HWN unter harzer-wandernadel.de. Der Pass im DIN A6-Format kostet derzeit 2,50 Euro. Mit dem Wanderpass in der Tasche kannst du prompt los wandern. Wandern mit dem Rad ist ebenfalls erlaubt.
Das Ziel der HWN ist nämlich schlicht und allein Bewegung. Also ein klein wenig Sport. Spaß ist bei der Wandernadel ebenfalls ein Muss. Daher gibt es auch keine zeitliche Frist zum Erreichen der Nadeln. Wer Jahre bis zum Kaiser braucht, braucht halt Jahre. Im Netz liest man auch von ganz „Schlauen“, die mit dem Auto die Stempel abfahren. So sind an nur einem Tag an die 20 Stempel „erarbeitet“. Wer sich gern selbst etwas vormacht, bitte. Ein echter Wanderer weiß dagegen, was sich gehört. In dem Sinne: Viel Spaß beim wandern im Harz. Und vielleicht läuft man sich mal irgendwo im Harz über den Weg.
Mehr Infos gibt es auf der Website der HWN. Und auf den Seiten des HarzerWanderGuiDE:
Hallo, wie sieht es denn mit Wanderen mit großen Hunden aus, sind die in den Hütten erwünscht? Insbesondere auch, was Übernachtungen betrifft
Hallo Lea. Also mit den normalen Schutzhütten sind lediglich die typischen Schutzhütten (Bretterbuden) vor Regen, Wind und Sturm gemeint. Da sind Hunde natürlich kein Problem. Eine „Hütte“ im Harz ist was anderes als in den Alpen, nicht verwechseln. Was jetzt richtige Gasthäuser wie Steinerne Renne, Plessenburg, Molkenhaus und Co. angeht, empfehle ich eine direkte Nachfrage. Da ist wohl jede Pension anders. Wobei ich denke, dass die meisten mit Hunden (egal wie groß) kein Problem haben, dürften doch gerade Wanderer zu den willkommenen Gästen zählen. Aber wie gesagt: Besser direkt nachfragen, dann sind Sie auf der sicheren Seite. Sorry, das ich da keine andere Antwort geben kann. Aber das wäre mal ein interessantes Thema für einen Beitrag auf HWG!