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Harz-Tipp des Monats: Der Oderteich

Mit meinem ersten Harz-Tipp des Monats 2018 hab’ ich mich noch schwer getan. Der zweite war dagegen leicht: Oderteich. Eine der ältesten Talsperren in Deutschlands. Außerdem ein verdammt schöner Flecken Natur.

Überlauf Oderteich Harz

Was hab’ ich bei meinem ersten 2018er Harz-Tipp geschwitzt. Schließlich sollte der erste Harz-Tipp des neuen Jahres etwas besonderes sein. Also entschied ich mich – nach langem Hin und Her – für den Hohnekamm. Im Gegensatz zum Brocken und anderen Orten bzw. Wegen relativ einsam. Relativ. Ich jedenfalls bin ein absoluter Fan des „Kamms“. Ist aber egal, denn just zum (Ende) Februar steht bereits der zweite Harz-Tipp des Monats anno 2018 an. Für den brauchte ich nicht lange überlegen. Ich nenne: den Oderteich.

Der passt gut zu einem Versprechen, das ich gerade Hans-Jürgen gab. Denn nicht jeder Harz-Fan ist gut zu Fuß, um große Touren zu machen. Da bietet sich der Oderteich mehr als an. Direkt an der B242 bzw. der „Harzhochstraße“ zwischen Sonnenberg und Braunlage gelegen, gibt es direkt an dieser einen kleinen Wanderparkplatz. Von hier geht es nur ein paar Meter über die Bundesstraße und schon steht ihr auf dem Damm des Oderteichs. Mit einem tollen Blick auf den Stausee.

Oderteich Harz: Mittelalterliche Ingenieurskunst

Starten wir jedoch mit ein paar Daten zum „Teich“. Wobei Teich so gar nicht passend scheint. Fasst dieser bei Vollstau doch knapp 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser. Dann misst der Stausee 30 ha. Das sind 300.000 m² (1 Hektar = 10.000 m²). Aber: Teich heißt der Oderteich ganz einfach deshalb, weil er künstlich angelegt ist. Und genau hier wird der Oderteich so richtig interessant.

Gebaut wurde der Teich nämlich 1715 bis 1722. Von Harzer bzw. St. Andreasberger Bergleuten. Die brauchten damals Unmengen an Wasser. Zur Erzeugung von Energie. Erst kurz zuvor, 1703, hatten diese den Rehberger Graben gebaut. Um halt ihre Gruben mit Wasser (aus der Oder) bzw. Energie aus Wasserkraft zu versorgen. Mit sogenannten Wasserkünsten wie die im Thumkuhlental betrieb man so wieder Pumpen oder Fahrstühle.

Oderteich vom Oderteichdamm

Jedenfalls reichte der Rehberger Graben nicht aus. Also legten die Bergleute den Oderteich an. Quasi als Speicher für schlechte (trockene) Zeiten. Neu war die Idee nicht. Im Raum Clausthal-Zellerfelder gab es zu der Zeit bereits an die 50 kleine Talsperren. Das Problem: Beim Oderteich fehlte die nötige Dichtung. Zu der Zeit setzte man noch auf Grassoden. Die Lösung lieferte Gevatter Zufall. Beim Ausbau des Rehberger Grabens – von Holz auf Stein – stellten die Bergleute fest, dass Granitgrus diesen bestens abdichtete. So baute man dann auch den Oderteichdamm. Die Mittel von 3.048 Taler stellte dabei niemand Geringerer als Georg I. Damals König von Großbritannien sowie gleichzeitig (und schon zuvor) Herzog von Braunschweig-Lüneburg.

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Der Staudamm oder die Staumauer des Oderteich Harz – Experten streiten bis heute, was richtig ist – besteht jedenfalls aus Granitsteinen. Die wieder sind mit Granitgrus abgedichtet. Dieser „Grus“ ist quasi (Granit)Sand. Entsprechend ist die Staumauer des Oderteich Sankt Andreasberg ohne eine einzige Kelle Mörtel gebaut. Trotzdem hält der Damm seit nahezu 300 Jahren – und ist dicht.

Oderteich Sankt Andreasberg: Baden erlaubt

Die für die Bau nötigen Granitsteine sind übrigens allesamt vor Ort „gesammelt“. Bei tiefem Wasserstand ist das sogar zu sehen. Und zwar an den Ufern, wo im vorderen Bereich (nahe dem Damm) die Steine fehlen. Für heutige Besucher ist das aber ganz nett. Denn Baden ist im Oderteich Harz ausdrücklich erlaubt. Sowohl auf dem Ost- wie auch Westufer sind im vorderen Bereich nahe des Damms Strände angelegt. Angeln ist dagegen sinnlos. Da der Oderteich das Wasser aus dem umliegenden Mooren speichert, ist dieses extrem sauer. Fische gibt es daher keine. Schlittschuhlaufen ist ebenfalls keine gute Idee. Da der Wasserspiegel stark schwanken kann, ist die Eisfläche entsprechend instabil. Tatsächlich kann sich der (leere) Stausee innerhalb weniger Stunden komplett füllen. Weil der Stauraum für gerade mal 14 Prozent der Jahresdurchflüsse reicht.

Allerdings war der Teich nie zur Hochwasserentlastung gedacht. Sonden eben als Wasserspeicher. Heute dient der Teich dagegen der Energiegewinnung. Hierzu zweigt man über den Rehberger Graben pro Sekunde 200 bis 300 Liter ab. Im Sommer könnt ihr den Teich daher auch mal komplett „trocken“ sehen.

Stausee Oderteich mit Blick auf den Oderteichdamm

Übrigens: Das der Oderteich die älteste Talsperre Deutschlands ist, ist falsch. Denn zur gleichen Zeit gab es im Oberharz und auch im Erzgebirge viele ähnliche Sperren. Richtig ist jedoch, dass der Oderteich Harz lange Zeit die größte Talsperre in Deutschland war. Und zwar 170 Jahre lang bis 1891. Mit 23 Metern Höhe (Staumauer) ging der „Titel“ damals an die neue Eschbachtalsperre in Remscheid (NRW) über. Der Oderteichdamm kommt auf 17,3 m. In punkto Stauraum wurde der Oderteich sogar erst 1899 von der Lingesetalsperre (2,6 Millionen m³) im Sauerland entthront. Beim Bau wurde der Oderteichdamm übrigens noch um drei vier Meter erhöht. So wuchs der Stauraum um ganze 55 Prozent. Damit konnten die Bergleute eine Trockenzeit von drei Monaten überbrücken.

Oderteich wandern: Neue Stempelstelle #217

Heute kennt ihr das ganze System sicher als Oberharzer Wasserregal. Für uns jedenfalls hält der Oderteich bei Braunlage – egal ob im Sommer oder Winter – einfach nur eine schöne Natur parat. Zumal drumherum der Oderteich Rundwanderweg führt. Mit nur gut 4,5 km ist dieser locker in zwei Stunden geschafft. Auf dem Ostufer führt der Weg übrigens recht urig über Bohlenstege. Aufgrund des Moores wäre hier ein Fortkommen sonst wohl kaum möglich. Infotafeln am „WasserWanderWeg“ erklären die Anlage.

Am Zulauf Rotenbeek aka Sonnenkappe ist seit 2016 – Stichwort 10 Jahre Harzer Wandernadel – zudem eine Stempelstelle zu finden. Und zwar die #217 Sonnenkappe Oderteich. Zuvor war die Stempelstelle als „Dicke Buche“ in Dankerode gesetzt.

Zu- und Ablauf des Oderteichs stellt natürlich jeweils die Oder. Wie Abbe, Große Bode, Ecker, und Kalte Bode liegt die Quelle „Odersprung“ im sogenannten Brockenfeld nahe dem Dreieckigen Pfahl, Stempelstelle 168. Wobei die Oder recht still und leise auf dem Ostufer in die Oder mündet. Auf dem Rundweg überquert ihr diese kurz vor bzw. nach dem Abzweig des Trampelpfads auf dem Ostufer. Je nachdem, ob ihr den Teich mit oder gegen den Uhrzeiger umwandert. Der Zulauf im Norden ist nicht die Oder, sondern die vereinigten Bächlein Sonnenkappe und Rotenbeek. Ich gebe zu: Dis heuer wusste ich das auch noch nicht. Der Ablauf erfolgt allein über die Oder, die dann nur gut zehn Kilometer weiter schon wieder die Odertalsperre füllt.

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One Comment

  1. Hallo Dennis, der Oderteich ist wirklich super schön, der Weg sehr abwechslungsreich und es nicht verwunderlich, dass es am Wochenende dort meist recht voll ist. [Nur zur Schneeschmelze sollte man lieber nicht hin, wenn die Wege mehr als knöchelhoch voll eiskaltem Wasser stehen;)]. Muss da bald mal wieder hin, hab nur Winteraufnahmen! Viele Grüße, Lisa

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